Das ist nichts gewöhnliches, denn es gibt viele Bäume in dieser
Welt, noch.
Der Ginkgo ist vielleicht deshalb so besonders, weil er uns deutlich zeigt,
wie einfach es uns Menschen ist, eine ART, eine Tier- oder Pflanzen- oder
Menschen-ART, von diesem unserem Erdboden verschwinden zu lassen. Denn, so
besonders seine Geschichte ist, eine Art: der Mensch, bringt
es fertig, sogar ein solches Relikt der Urzeit auszurotten.
Tatsächlich nimmt man an, daß es den Ginkgo nicht mehr wild-wachsend
gibt. Feuerholz daraus zu machen, oder die von ihrer stinkenden Hülle
befreiten Samenanlagen, gegrillt als wohlschmeckende Nüsse verzehrt,
war lange Zeit alles, was der Mensch ihm abgewinnen konnte.
Doch hier zeigt sich auch, daß der Mensch wohl die Chance nutzen kann,
und - planend - Leben erhalten.
Denn nur so überlebte der Ginkgo letztlich: Chinesische Mönche
fingen schon vor 3000 Jahren an den Baum zu kultivieren und ihn als heilig zu
verehren. Nur so überlebte er in unsere Zeit und gelangte schließlich
auch zu uns.
Einen kleinen Nebeneffekt hatte seine Schönheit noch dazu: er
überlebte nicht nur, sondern man konnte letztlich erst 'kürzlich'
erkennen, welche Vorteile er noch hat: Die Medizin zieht großen Nutzen aus
den Inhaltsstoffen seiner Blätter - was letztlich auch uns allen zugute
kommen kann.
Doch ich rede immer über IHN.
ER, der Baum. Richtig - doch im Falle des Ginkgo nicht allein.
Vielleicht hatte J.R.R. Tolkien den Ginkgo vor Augen, als er seine Ents erschuf,
Baumähnliche Wesen, denen die Frauen abhanden gekommen waren.
Der Ginkgo hat tatsächlich seine Frauen 'verloren'. Zumindest bei uns.
Warum? Die Weiblichen (ja, die gibts tatsächlich, aber die haben keine
Röcke an oder bügeln Hemden...) Ginkgos haben einen, für
Gartenbesitzer oder Alleekonstukteure erheblichen Nachteil:
Sie produzieren Früchte.
Damit nicht genug - denn solche machen meisstens noch mehr Dreck als die
Blätter allein - Diese Früchte stinken nach ranziger Butter.
Der Inhalt der aprikosenfömigen Frucht (tatsächlich nannte man sie in
China auch 'Silberaprikose') ist eine Nuss, die (auch in China) geröstet als Delikatesse gehandelt
wird.
Also: Der Ginkgo wurde vielfach geklont: Von einem männlichen Baum stammen die meisten der europäischen Ginkgos ab. Das lässt sich sogar zurückverfolgen bis ins frühe 18. Jahrhundert: Der deutsche Botaniker und Arzt Engelbert Kaempfer aus Lemgo hat den Baum vor 300 Jahren nach Europa gebracht.
In Deutschland gibt es Ginkgos seit etwa 1796, so lange soll zumindest ein Ginkgo in Kassel schon stehen.
Dieser Baum fasziniert nicht nur die chinesischen Mönche, nicht nur
die japanischen Mönche, die Biologen, die Dichter und Gelehrten, sondern
auch mich!
Zuhause auf der Terrasse, steht ein kleiner Ginkgo in seinem Blumentopf und
begleitet mich nun schon seit fast 8 Jahren.
Zweifelsohne sein Laub!
Der Background dieser Seite ist ein getrocknetes Herbstblatt meines Baums
- und davon hat der/die (ich habe keine Ahnung was es ist - mittlerweile
gibt es auch ausgesäte Ginkgos* und das könnte einer sein, also
auch weiblich...) hunderte!
Zudem ist es doch auch faszinierend, ein lebendiges Fossil im Garten zu haben.
Denn: Ein Fossil ist der Ginkgo. Diese Bäume gab es schon vor 250 MILLIONEN
Jahren so wie heute!